Honey Moon in Besancon

18.10. – 20.10.2017  Unser nächstes Ziel ist Besancon in der Franche Comté. Aus der ursprünglich bedeutenden Siedlung der gallischen Sequaner wurde unter Julius Cäsar ein gallo-romanisches Oppidum, das sich im Mittelalter zu einer freien kaiserlichen Stadt entwickelte. Noch heute trifft man an jeder Straßenecke auf historische Überreste der gallo-romanischen Bauwerke, Renaissance-Paläste, Verteidigungsanlagen und Patrizierhäuser mit bemerkenswerten Fassaden. Desweiteren ist Besancon Geburtsstadt bedeutender Schriftsteller und Philosophen. Stellvertretend zu nennen ist Victor Hugo und Jean Pierre Proudhon, der auch durch seine Auseinandersetzung mit Karl Marx bekannt wurde.

Besancon nennt sich selbst die Metropole der Zeit und verfügt über eine reiche Geschichte der Uhrmacherkunst. Hier schlägt heute immer noch, oder wieder das Herz der französischen Uhrenindustrie.

Vor 40 Jahren schon war Besancon der erste Ort unserer Hochzeitsreise. Übrigens droht uns aus diesen Tagen noch ?immer? ein unbezahlter Strafzettel wegen Falschparken. Ziel unseres Besuches aber war damals die von den Arbeitern besetzte Uhrenfabrik Lip. Nach der beabsichtigten Schließung  verblieben die Arbeiter in der Fabrik und hielten anfangs die Produktion aufrecht. Nachdem die Zulieferer ihre Lieferungen einstellten, versuchten sie mit anderen Produkten die Besetzung aufrecht zu erhalten.

Eine Betriebsführung mit dem Sprecher der Besetzer  und einem Vertreter der CFDT brachte uns die Ziele und auch die Probleme näher. Wir wurden beauftragt, das von den Besetzern erfundene  Spiel Chomageopoly an einen Besteller aus Deutschland weiterzuleiten.

Lip

Die Besetzung der Uhrenfabrik Lip scheiterte letztendlich. Die Geschehnisse dieser Vergangenheit werden in der Firmen- und Stadt-Geschichte verdrängt.  „Auch wenn der Konflikt der 1970iger Jahre zum erlöschen der Aktivitäten von Lip in Besancon geführt hat, so darf er nicht ein Jahrhundert der industriellen, technologischen und kommerziellen Entwicklung überschatten.“ So zu lesen in der Broschüre des Museums der Zeit. Allerdings stellen wir bei unserem jetzigen Besuch überraschend fest, daß Lip wieder ein Name für hochwertige Uhren ist.

Heute genießen wir bei milden Temperaturen das Flair der Hauptstadt der Franche Comté. In der Kathedrale St. Jean bewundern wir die astronomische Uhr, die im Jahr 1860 fertiggestellt wurde. Fasziniert sind wir vom Foucaultschen Pendel im Museum der Zeit. Gegenüber den alten Getreidespeichern am Doubs  sitzen wir auf der Terrasse einer Brasserie bei einem Glas Wein, schwärmen von alten Zeiten und warten auf die Tram, die uns zurück zum Campingplatz bringt.

Und obwohl wir erst einen Tag da sind, streiken morgen schon die Beschäftigten des öffentlichen Nahverkehrs.

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