Während unseres Frühstücks im Wohnwagen macht es großen Spaß, dem fliegenden Reinigungsdienst bei der Arbeit zuzuschauen. Türkentauben, Spatzen und ein paar Hausrotschwänzchen teilen sich die Arbeit. Besonders begehrt sind dabei die Plätze, auf denen bis vor kurzem noch andere Zweibeiner, solche ohne Flügel, gelebt haben. Denn das Suchen nach Brosamen oder herabgefallenen Oliven direkt an den Behausungen auf Rädern kann ziemlich gefährlich werden. Oft leben hier auch noch Vierbeiner wie Hunde und Katzen, die ihrem stets vorhandenen Bewegungsdrang und dem andauernden Hungergefühl gerne auch mit Erfolg nachgeben.
Aber es gibt natürlich auch noch andere Erschwernisse beim Sattwerden. Normalerweise teilen sich die Spatzen freundschaftlich das Nahrungsangebot. 20 und mehr Spatzen bevölkern vollkommen friedlich den Fress-(Stell)Platz. Aufruhr entsteht nur dann, wenn ein besonders großes Stück Brot, also eine Scheibe Baguette gefunden wird. Der Entdecker pickt dann nur kurz um zu probieren und dann packt er den Leckerbissen mit dem Schnabel und fliegt weg. Damit kommt er aber nicht richtig hoch und auch nicht weit genug um das Brot allein zu futtern. Die Spatzenschar hat nämlich längst erkannt, daß der Ausreiser teilen muß. Sie fliegen ihm alle hinterher und meist wechselt beim nächsten Bodenkontakt das Futter den Besitzer, der auch nicht teilen will. Er hat jedoch schon keine Zeit mehr zum Fressen sondern muß sofort das Weite suchen. Und das Schauspiel beginnt von neuem. Manchmal, wenn zwei Hungrige gleichzeitig zupacken, wird es auch unfreiwillig geteilt. Dadurch erhöht sich dann die Fluchtmöglichkeit und das allgemeine Interesse läßt nach. Die Suche am Boden geht dann für die, die noch nicht satt sind, weiter.
Die Tauben haben das „Hilfe-ich-werde-nicht-satt“-Problem anders gelöst. Sitzen sie alle auf den Pinien gurren sie vereint und lautstark auch schon früh morgens. Wenn aber der große Hunger kommt, wird genau abgezählt. Höchstens 3 Tauben pro Fressplatz. Pickt auch nur eine weitere in der Nähe wird sie konsequent verjagt. Anfangs nur mit Drohgebärden, wie schnelles hinhüpfen, bis hin zum Einsatz des Schnabels als Waffe. Spätestens dann fliegt sie davon und schimpft: „das hab ich auch gleich eingesehen“.
Ein beliebter Fressplatz ist unter einem Olivenbaum. Herabgefallene Oliven werden gerne als Nachtisch gefressen. Aber eines Mittags überdeckt ein Teppich den Großteil der Oliven. Tauben und Spatzen stehen am 1. Tag fassungslos am Teppichrand. Am 2. Tag spazieren sie einfach zwischen den Füssen der Camper über den Teppich, vielleicht liegt da auch was leckeres.
Wenn dann alle satt sind am Nachmittag, gibt es ein großes Spatzenpalaver. Schimpfen, auspfeifen und auslachen, die Verständigung untereinander klappt hervorragend. Bis zum gemeinsamen Abflug, der meist durch einen Störenfried, wie Mensch oder Katze die Versammlung beendet.
Und am Ende ist das Putzteam, bestehend aus Spatzen, Tauben und Katzen, auch sehr erfolgreich. Sie verhindern gemeinsam die Niederlassung von Mäusen.